Neuer Vorstand für drei Jahre - Verein für Niederdeutsch in Brandenburg tagte im Kyritzer Rathaus
Kyritz. Der Verein für Niederdeutsch in Brandenburg hat einen neuen Vorstand. Er wird in den nächsten drei Jahren die Arbeit der Mitglieder zwischen Wittstock, Prenzlau und Jüterbog koordinieren. Im Sitzungssaal des Kyritzer Rathauses erhielt dafür am 7. Oktober ein Sextett einstimmig das Vertrauen. Das sind Jörg Gehrmann (Vorsitzender, Wittstock), Ute Eisenack (stellvertretende Vorsitzende, Neuruppin), Astrid Flügge (Leiterin der Geschäftsstelle, Potsdam), Angret Thiele (Kyritz), Doris Meinke (Prenzlau) und neu dabei Sarah Bau (Schatzmeisterin, Wittstock).
Gleich zu Beginn seines Rückblicks auf die vergangene Wahlperiode stellte der alte und neue Vorsitzende den "wohl größten Erfolg unseres Engagements seit Gründung des Landesverbandes 2014" heraus: Niederdeutsch wurde 2022 in die Brandenburger Verfassung aufgenommen.
Das sei den Mitstreitern Anlass gewesen, mit politischen Entscheidungsträgern verschiedener Ebenen weiter für die Regionalsprache zu werben. Es geschah bisher mit mäßigem Erfolg, "da die Lobby-Verbände - der Städte- und Gemeindebund und auch der Landkreistag - nur den Blick auf etwaige finanzielle Konsequenzen haben, nicht auf den kulturellen Wert, den sie gewinnen könnten", so Jörg Gehrmann.Dem gegenüber nannte er zahlreiche Initiativen, um das Platt unter die Leute zu bringen. Weitere sogenannte Plattdüütsch-Ecken mit entsprechender Literatur wurden in Perleberg und Wusterhausen eingerichtet. In Jüterbog war der Verein beim Klemmkuchenfest mit Flämingplatt präsent, ebenso bei der Kulturpartie im Mönchenkloster. Mitglieder bereicherten den Wittstocker Kirchentag und Pfarrerin Ute Eisenack den überregionalen Elbekirchentag. In Neustadt an der Dosse fand das erste Winterplatt-Treffen statt. Großderschau lud zum plattdeutschen Nachmittag ein. Ins Dossebruch führte die Landpartie "Platt per Pedales". Bereits zum 3. Mal richtete Helga Klein aus Großderschau im Berichtszeitraum plattdeutsche Ferienspiele im Havelland aus. Die Kinnerschool in Sävko, initiiert von Heidi Schäfer, ist seit mittlerweile 15 Jahren eine feste Größe. Auch Helga Scherfke in Berge und Ulla Berndt in Putlitz geben ihr Wissen an Grundschüler weiter. Schließlich wollte Jörg Gehrmann auch die Aktivitäten von Doris Meinke und Ellen Rohrbeck in Prenzlau nicht unerwähnt lassen. Die Frauen bringen das Niederdeutsch ebenfalls in Schulklassen.
In der Kyritzer Region ist 2023 ein Buch über den Isenbahner und Plattsnacker Ernst Stadtkus entstanden. "Stoppelhopser und sin Frünn" von Angret Thiele und Wolfgang Hörmann war beim aktuellen Treffen im Angebot. Der Erlös auf Spendenbasis kommt der weiteren Vereinsarbeit zugute, vielleicht schon im Jubiläumsjahr 2024, wenn der Verein 10 Jahre besteht. Er betritt dann auch Neuland. Erstmalig wird es im Juli ein einwöchiges Ferienlager im Schullandheim Schweinrich geben. Und für die Erwachsenen Lesungen und Treffen mit Lokalpolitikern in einer Vorwahlzeit. Denn das wurde am 7. Oktober auch klar gesagt: Plattdeutsch braucht weiterhin eine Lobby bei den regionalen Entscheidungsträgern, wenn die Mitgliederzahl steigen und sich die Akzeptenz erhöhen sollen. Dem dienen auch zwei Beschlüsse, die in Kyritz einstimmig gefasst wurden. Zunächst ging es um einen einheitlichen Mitgliedsbeitrag bei Erwachsenen von 24 Euro im Jahr. Kinder und Jugendliche bis zu 16 Jahren können mit Zustimmung ihrer Eltern beitragsfrei dem Verein beitreten. Schüler, Auszubildende und Studenten ab 18 Jahren zahlen künftig einen Euro pro Monat. Ferner ist jetzt eine Fördermitgliedschaft möglich, um das Angebot zu erweitern, sich für die Regionalsprache Niederdeutsch zu engagieren. Personen, Vereine, Verbände oder Unternehmen können sich finanziell oder mit Sachleistungen einbringen. Wolfgang Hörmann Text u Fotos
Im Anschluß besuchten auch die Plattfreunde den 2. Kyritzer Tüffeltag, den der Landesverein mit der hervorragenden Schweriner Band Tüdderkram und ihren plattdeutschen Liedern unterstützte. Angret Thiele moderierte außerdem den Kartoffel-Schälwettbewerb. Schade nur, daß Wettergott Petrus Dauerregen geschickt hatte
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