Hermann Graebke
Prignitzer Kinnermund
Das Prignitzlied von Hermann Graebke ist die Hymne der Nordwestmärker. Der Dichter lebte im 19. Jahrhundert und ist in Lenzen an der Elbe geboren. Nach seiner Lehrerausbildung in Potsdam unterrichtete er einige Jahre in Putlitz , ging dann nach Berlin , wo er 1909 in Karlshorst starb. Abgesehen von seinem Prignitzlied , sind nur wenige seiner Gedichte und Texte noch bekannt. In der Perleberger Bibliothek entdeckte ich in den Blättern aus der Prignitz "Unsere Heimat" von 1956 das nachfolgende Gedicht
Kinnermund:
Korl güng mit Muddern Hand in Hand
Früh morgens mol noh´t Röbenland
Un hülp , so völ he helpen künn,
bet he seine School müßt rin.
As de poor Schoolstunn´n wär´n vergohn
Un he noh Hus güng, seegt he stohn
Síen´n Vadder an de Gordenport.
Dat wär süs gor nich Vadders Ort,
Denn de wär´n ganzen Dag nich in,
Hüt müßt hier woll wat vörgohn sin.
"Kumm fix!" röp Vadder en entgege´n,
" Du hest Klock neh´n een Swester kregen.
Nimm hier de Botterstull mi aw!
De het Heinotter in den Koten
För die, mien Jung, hüt liggen loten;
Un denn lop fix noh Tanten raw
Un segg ehr , wat hier is geschehen,
Un dat de Dern se mücht besehehen."
De Jung löp iligst aw un freut sich dull,
Dat he een Swester har un son´n fett Stull.
"Uns Mudder" ,dacht he ,smert de Botter
So fett nich up as de Heinotter"
Un as he kem bi Tanten rin,
Röp he: Kumm , Tante, doch geswin
Noh un mol hen! Hüt morg´n , Klock negn´n,
Heww´n wie een lütte Swester krieg´n !"
"Man god" , säd Tante, dat´t een Mäken is;
Daröwer freut dien Mudder sich gewiß".
"De weet´t noch nich" ,röpt Korl, "un werd´T nich glöben,
Se is up unsen Kamp hüt mang de Röben."