Plattdeutsches Kommunaltreffen Dreeklang in Wittstock/Dosse
Die Prignitzstadt Wittstock/Dosse war am 1.Oktober 2024 Gastgeber für die Kommunalvertreter aus der Reuterstadt Stavenhagen und Prenzlau. Die drei Städte verbindet das Engagement für die Niederdeutsche Sprache, deren Bestand in Mecklenburg wie auch Brandenburg gefährdet ist. Fröhlich startete das Treffen mit dem Klöndisch, dem Plattkurs der Wittstocker Volkshochschule, der einige Szenen up Platt zum Besten gab.
In der anschließenden Diskussion herrschten ernste Töne vor. Gerade der Bildungssektor bereite Mecklenburgern wie Brandenburgern Kopfzerbrechen. Die "Stemhagener" haben zwar eine Modellschule für Plattdeutsch bis zum Abitur, aber selbst hier fehlen wie in Brandenburg Lehrer für Niederdeutsch, klagt der langjährige Schulleiter Lutz Trautmann. Immerhin gibt es Lehrpläne und Lehrmaterialien, die die Brandenburger beim Besuch im letzten Jahr kennenlernen konnten. Das Buch Muh! Mäh! Moh! wird inzwischen von den Prignitzer und Uckermärkern genutzt, denn im brandenburgischen Platt gibt es gerademal eine Fibel und ein Arbeitsheft.
Für Dr.Philipp Wacker stellen digitale Formen des Lernens und Lehrens eine Chance dar, allerdings braucht man auch hierfür kompetente Fachleute für´s heimische Platt. Das neue Niederdeutschgesetz Brandenburgs hilft hier nur bedingt.
Stavenhagen verfügt zudem mit dem Reuter-Literaturmuseum über eine kulturelle Instanz, die im Jubiläumsjahr - 75 Jahre Museum und Reuterstadt - viel Aufmerksamkeit für das Niederdeutsche und Fritz Reuter erzeugen konnte. Mit anspruchvollen Kulturangeboten und dem wiederbelebten Sommertheater, an dessen Aufführung von "Kein Hüsung" zahlreiche Stavenhagener begeistert mitgewirkt hatten. Museumsleiter Torsten Jahn sieht darum optimistisch voraus und empfiehlt Kreativität, um neues Interesse für die alte Sprache zu wecken. Das geschieht in Prenzlau mit plattdeutschen Projekten an der Stadtbibliothek, Patenschaften für Schulen, die durch eine feste Platt-Mitarbeiterin der Stadt mit ehrenamtlicher Unterstützung laufen. Nachhaltig, denn mit Neele Hübner hat sich bereits plattdeutscher Nachwuchs am städtischen Dominikanerkloster eingestellt. Vorbereitet wurde von der Stadt auch ein Dichterjubiläum: der 150. Geburtstag vom populären Niederdeutsch-Autor Max-Lindow. Eigens dafür gründete sich die Max-Lindow-Literaturgesellschaft, die beim Wittstocker Treffen offiziell als Mitglied im Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg aufgenommen wurde. Vorsitzende Enkelin Olivia Schubert hier mit Jörg Gehrmann. 2025 wird Prenzlau Gastgber für das nächste Dreeklangtreffen sein.
Fotos: Astrid Flügge
Niederdeutschbeauftragte sind im neuen Brandenburger Gesetz benannt und dafür warb Bundesraatsmitglied Heidi Schäfer. Mit Katja Reichelt vom Tourismusamt der Stadt ist immerhin schonmal ein Anfang gemacht.
Das auf Betreiben des Landesvereins für Niederdeutsch entstandene Bündnis will sich vor allem in den Bereichen Schule, Tourismus und Altenpflege unterstützen.