Die Kinnerschool Sävko verabschiedet sich
Nach 17 Jahren ist Schluss: Die Kinnerschool in Sävko/Sewekow unter Leitung von Heidi Schäfer schließt ihre Schultür. Der Grund für diesen Schritt: Es fehlt derzeit an Nachwuchs in Sävko, um an diesem außerschulischen Lernort Plattdüütsch zu lernen. Träger der Kinnerschool ist der Heimatverein Sewekow.
Der letzte Auftritt der Kinnerschool Sävko: Heidi Schäfer (Mitte) mit Fine (v.l.), Maria, Johann und Frieda am 28.09.2025 in Wittstock.
Damit endet eine Ära im Land Brandenburg. Denn die Kinnerschool im Wittstocker Ortsteil Sävko ist einzigartig. Das Schild mit der Aufschrift „Kinnerschool Sävko – Hier lehrn uns Kinner Platt“ ziert seit dem zehnjährigen Jubiläum im Jahre 2018 das ehemalige Schulhaus. Es ist das erste Gebäude in Brandenburg, an dem ein plattdeutsches Schild an einer historischen Schule hängt.
Heidi Schäfer verabschiedete sich mit ihrer Kinnerschool offiziell beim Tag der niederdeutschen Sprache am Sonntag, 28. September 2025, im Rathaus in Wittstock. „28 Mädchen und Jungen haben die Kinnerschool in 17 Jahren besucht“, sagte sie dem Publikum im vollen Rathaussaal. Und ergänzte: „Der Abschied ist mit einem weinenden und lachenden Auge verbunden.“ Ein letztes Mal traten die derzeitigen Schüler der Kinnerschool vor das Publikum. Mit „Müüsken und Mettwöstken“ kam eine Geschichte aus der Uckermark auf die Bühne.
Mit „Müüsken und Mettwöstken“ verabschiedete sich die Kinnerschool Sävko.
Jörg Gehrmann, Vorsitzender im Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg, würdigte Heidi Schäfers ehrenamtliches Wirken. „Seit 2008 gibt es die Kinnerschool in Sävko. Zeitgleich haben wir damals ‚Initiative zur Rettung der niederdeutschen Sprache und Kultur‘ in Wittstock ins Leben gerufen. Seitdem haben wir mit einer Vielzahl von Initiativen auf diesen Kulturschatz aufmerksam gemacht. Bis hin zur Vereinsgründung 2014 und dem Niederdeutsch-Gesetz in Brandenburg 2024“, so Jörg Gehrmann. Er dankte den Eltern, die ihre Kinder beim Erlernen der Regionalsprache Niederdeutsch begleitet und unterstützt haben. Das Engagement der Eltern würdigte auch Katja Reichelt von der Stadt Wittstock in ihrem Grußwort. Sie ist die Beauftragte für Niederdeutsch in der Kommune. Die Eltern ließen es sich wiederum nicht nehmen und dankten Heidi Schäfer.
Jörg Gehrmann dankte Heidi Schäfer für 17 Jahre ehrenamtliches Wirken für die Kinnerschool Sävko.
Ein Blick in den Rückspiegel: „Es gab 2007 eine Initialzündung für die Kinnerschool und 2008 die ersten Gespräche mit den Eltern im Ort“, erinnert sich Heidi Schäfer. Der sechsjährige Sebastian Bader trug bei der Weihnachtsfeier 2007 ein Gedicht auf Platt vor und fand viel Zuspruch. „Warum nicht etwas mit Platt und den Kindern machen?“, fragte sich Heidi Schäfer damals.
Die Kinnerschool Sävko feierte 2018 ihr zehnjähriges Jubiläum.
Die Kinnerschool Sävko im Jahre 2022 vor ihrem Schulhaus in Sewekow.
Gesagt, getan. Seit Herbst 2008 stand die niederdeutsche Sprache regelmäßig auf dem Stundenplan in Sewekow. Anfangs als so genannte Sonntagsschule bei Heidi Schäfer, mit plattdeutscher Fibel aus der Uckermark und Schiefertafeln für Notizen. Seit 2015 hatte die Kinnerschool in der alten Schule im Ort ihr Domizil. Der Heimatverein Sewekow ist Träger der Kinnerschool. Zweimal im Monat unterrichtete Heidi Schäfer den Nachwuchs. Die Kinder kamen aus Sewekow und anderen Orten wie Wittstock und Freyenstein. Kinder vom Kitaalter bis zum Ende der Grundschule besuchten die Kinnerschool. Die jüngsten Kinder waren beim Start gerade drei Jahre alt. „Die Kinder erlernen Plattdeutsch nicht vollständig, verstehen aber viel und nehmen die Melodie dieser Regionalsprache in sich auf. Je jünger die Kinder sind, umso besser nehmen sie eine neue Sprache auf“, sagt Heidi Schäfer.
2018: Heidi Schäfer freute sich, als zum zehnjährigen Jubiläum der Kinnerschool Sävko ein plattdeutsches Schild an das Schulhaus kam.
„Die Geschichte der Kinnerschool passt in jedes Dorf“, ist sich Heidi Schäfer sicher. Doch erst wenn Kinder und Eltern sich auf dieses Sprachabenteuer einlassen und mit Akteuren wie Heidi Schäfer an einem Strang ziehen, entwickelt sich etwas Langfristiges. „Alles geht nur, wenn die Eltern mitmachen und sich die Begeisterung überträgt, von ihnen habe ich immer viel Unterstützung erhalten“, sagt sie. Und: „Das Lernprinzip beruht auf Spaß, denn alles ist außerhalb der Schule. Ich möchte den Kindern die Melodie der plattdeutschen Sprache näherbringen.“
Text und Bilder: Christamaria Ruch