Das Platt war seine Sprache

Mit Trauer und Betroffenheit haben Freunde der niederdeutschen Sprache im brandenburgischen Landesverband, besonders aber im Havelland und in der Prignitz, die Nachricht aufgenommen, das Fritz Neye im Alter von 91 Jahren verstorben ist. Verstummt ist nach einem ereignisreichen Leben eine Stimme, die einst Platt wie Fritz Reuter sprach.

Der Schriftsteller machte in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Niederdeutsche salonfähig und bewies mit seinem Erfolg zugleich die Literaturfähigkeit unserer Regionalsprache.

Fritz Neye war einer seiner Verehrer. Das Plattdüütsch wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Geboren und aufgewachsen im havelländischen Friedrichsdorf, das seit den 50er Jahren Großderschau heißt,  wurde hier nur up platt snackt. Großvater Wachsmuth bewirtschaftete einen Hof, der sich bereits seit 1778 im Besitz der Familie befand. Den sollte Fritz einmal übernehmen.

So kam es dann auch. Auf der beruflichen Sprossenleiter kletterte er über bestandener Gehilfenprüfung, dann staatlich geprüfter Landwirt und schließlich einer mit Diplom, weit nach oben. Er stand der LPG Großderschau vor und schließlich der kooperativen Abteilung Planzenproduktion (KAP) mit mehr als 9000 Hektar Nutzfläche. Als mit 63 Jahren das Berufsleben endete, fand der rüstige Landwirt mehr Zeit für ein weiteres, sehr interessantes  Betätigungsfeld.  Am Heimathaus sollte ein Kolonistenhof entstehen. Hier kniete sich Fritz Neye mit anderen Gleichgesinnten kräftig rein. Gunter und Christa Grähn, mit der er bereits seit 1986 einen Zirkel der plattdeutschen Mundart betrieb, taten kräftig mit.

Ihre Freundschaft hielt auch an, als es den Havelländer vor zwei Jahrzehnten der Liebe wegen nach Kyritz zog. Der hier aktive Freundeskreis der Plattdüütschen hatte schnell ein neues Mitglied. Als Begründer Heinz Müller in den Ruhestand ging, übernahm Fritz Neye von ihm den Vorsitz, den er acht Jahre innehatte. Seinen Ideen für die monatlichen Treffen, für Exkursionen, reichlich mundartliche Heimatkunde, inklusive Chorgesang,  auch einen Stammtisch up Platt  und seinem steten Werben für die Regionalsprache ist es wesentlich zu verdanken, dass die Mitglieder in diesem Sommer das 30-jährige Bestehen ihres Kreises begehen konnten. Sicher auch, daß die Stadt Kyritz jetzt auch Mitglied im Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg geworden ist. Der Landesverband für Niederdeutsch ernannte den Kyritzer als eines seiner ältesten Mitglieder im vergangenen Jahr zum Ehrenmitglied.Er wird am Freitag, 18. November, um 14 Uhr auf dem Friedhof in Großderschau beigesetzt.  Wolfgang Hörmann

VERANSTALTUNGEN
Mi., 27. Nov.., 17:00 Uhr
VHS-Kurs Plattdeutsch in Prenzlau
 
Do., 28. Nov.., 16:00 Uhr
In Kyritz:Von Icke bis Platt - Dokumentarfilm
 
Di., 10. Dez.., 14:00 Uhr
Trut ji wat - läst up Lessewettbewerb der Stadt Prenzlau
 
Di., 10. Dez.., 16:00 Uhr
Von Icke bis Platt heut in Bad Wilsnack
 
PLATT IN UNS KIRCH
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