Flämingplatt im Fokus der Wissenschaft
Das Thema lockte an am Sonntagnachmittag soviele Bad Belziger in das Kulturzentrum, daß immer wieder neue Stühle geholt werden mußten. Am Ende sassen etliche Gäste vor der offenen Tür des Seminarraumes im Flur, um dem Vortrag von Prof. Michael Riessler folgen zu können. Der Linguist hat sich doch tatsächlich dem Flämingplatt zugewandt. Ein Wissenschaftler widmet sich der Sprache der Altvorderen! Noch dazu einer, der eigentlich Professor in Ostfinnland ist, ein Experte für Skandinavische Sprachen. Doch er kommt aus dem Fläming, in Borne bei Bad Belzig ist er aufgewachsen, seine ehemalige Deutschlehrerin sitzt stolz im Publikum. Weit hat es der Junge gebracht. Aber der Abstand zur Heimat schärft mitunter den Blick und so hat der Sprachwissenschaftler das Flämingplatt seit kurzem unter die Lupe genommen. Es ist ein Dialekt der Reionalsprache Niederdeutsch und sein Hobby sozusagen. Eine Gastprofessur hat ihn gerade an die Uni Greifswald geführt, günstige Gelegenheit, bei einem Abstecher in Bad Belzig seine Flämingisch-Forschung vorzustellen.
Daß das soviele Bad Belziger, Treuenbrietzener, Potsdamer, Fredersdorfer und Wiesenburger interessiert, freut den Wissenschaftler. Denn er wirbt um Mitarbeit, braucht Menschen, die Flämingplatt sprechen. Erforscht ist bisher kaum etwas. Je mehr Material er hat, desto besser werden Analysen und Sprachsystematik. Unsere Tonaufnahmen im Hohen Fläming durch Ronald Heber kommen Ihm gerade recht, ist doch Platt vor allem eine gesprochene Sprache. Sein Ziel ist es, eine digitale Datenbank für Flämingplatt anzulegen, Grammatik und Struktur der Sprache zu analysieren. Erste Resultate wird er frühestens im nächsten Jahr hier und in wissenschaftlichen Fachorganen publizieren.